„Wir würden gern Bilder von Pixabay oder Unsplash verwenden, weil sie nichts kosten. Sind uns aber unsicher, ob wir das dürfen. Was müssen wir beachten?“

Dieses Thema taucht so ziemlich sicher bei jedem Gespräch auf, wenn es darum geht, wie man Bilder für die Vereinswebsite, den Flyer, Facebook-Posts oder anderen Marketingaktivitäten findet.

Überlegt sehr gut, ob Ihr kostenloses Bildmaterial einsetzt, wägt die Risiken und Vorteile gut ab.

Gute Bilder haben einen Wert, einen Preis. Und das hat auch seinen Grund. Denn die Arbeit und Kreativität des Urhebers – meistens des Fotografen – darf durchaus bezahlt werden.

Ich persönlich bin kein Freund von kostenlosen Bildern für Marketingzwecke. Warum? Erkläre ich Euch gern in diesem Beitrag. Eines vorweg: Natürlich ist es jedem Verein selbst überlassen, ob er kostenlose Bilder einsetzt oder nicht. Ich werde hier kein ja oder nein empfehlen. Nur meine Gründe nennen, die Ihr vor einer Entscheidung überdenken solltet.


Drei Überlegungen vor dem Einsatz kostenloser Bilder

1. Sind es ein paar Euro wert, abgemahnt zu werden oder eine Anwaltsrechnung zu erhalten?

Zugegeben, es ist verlockend, schnell Bilder aus Pixabay, Unsplash oder anderen kostenfreien Bilddatenbanken runterzuladen. Vereinskassen sind selten üppig gefüllt und so spart man Kosten. Verboten ist es jedenfalls nicht. Ihr solltet allerdings die rechtlichen Fallstricke kennen, ehe Ihr Bilder von kostenlosen Datenbanken nutzt.

Ein kurzer Ausflug ins Rechtliche

Fotografen behalten immer die Rechte an ihren Bildern – und das ein Leben lang. Dies gilt für Grafiken, Zeichnungen und Fotos (dazu zählen auch Schnappschüsse mit dem Smartphone) und wird im sogenannten Urhebergesetz geregelt. Ohne eine Einwilligung der Urheber darf keine Grafik, Fotografie oder anderes Kunstwerk für die Vereinskommunikation genutzt werden!  

Fotos, auf denen Personen abgebildet sind (z.B. von Veranstaltungen oder Vereinstreffen) dürfen ohne deren Zustimmung nicht veröffentlicht werden. Den Umgang mit solchen Fotos solltet Ihr in der Satzung Eures Vereins regeln.

In der Praxis sieht das so aus:

Fotografen, Illustratoren und andere Künstler vergeben in der Regel Nutzungsrechte ihrer Werke an einzelne Unternehmen, Personen oder Organisationen. Dafür verlangen sie eine entsprechende Nutzungsgebühr – je nach Absprache mit regionaler, zeitlicher und medien-/auflagenbedingter Einschränkung. Manche unterscheiden auch zwischen privater oder kommerzieller Nutzung. Es sollte immer ein Vertrag oder eine schriftliche Vereinbarung vorliegen, in dem die Überlassung der Nutzungsrechte im Detail definiert wird.

Zum Beispiel: Foto XY darf auf der Vereinswebsite in der Region Bayern drei Jahre lang genutzt werden, auch für Social Media Kampagnen, jedoch nicht an die Presse oder Partner weitergegeben werden und nicht in Printmedien eingesetzt werden.

Bei den kostenlosen Bilddatenbanken liegt ein solcher Nutzungs- bzw. Lizenzvertrag nicht vor. Es fehlt also die schriftliche Einwilligung zwischen Urheber und Nutzer.

Die Nutzung kostenloser Inhalte funktioniert also nach dem Prinzip: Wo kein Kläger, da kein Richter.

Die rechtlichen Fallstricke von kostenlosen Bildatenbanken

Selbst wenn Fotografen ihre Bilder in kostenlose Bilddatenbank hochladen, können sie diese jederzeit wieder rausnehmen und sie beispielsweise in kostenpflichtige Datenbanken überführen, weil sie einen Markt für ihr Bild sehen und damit Geld verdienen wollen. Und da habt Ihr dann den „Salat“. Dadurch, dass das Bild nun in einer kommerziellen Datenbank angeboten wird, fallen Nutzungsgebühren an. Wer überprüft schon ständig, ob das Bild noch in der kostenlosen Bilddatenbank ist?

Gibt es Probleme, hilft Euch niemand

Auch wenn Ihr beweisen könnt, dass das Bild mal irgendwann kostenlos angeboten wurde, zählt das später nicht. Denn wie gesagt: Der Fotograf bestimmt, was die Nutzung des Bildes kostet und wer die Nutzungsrechte erhält. Fotografen können ihre Bilder mit Softwarelösungen schnell im Web auffinden und prüfen, wo sie eingesetzt werden. Und sie können über Anwälte die Nutzungsgebühren rückwirkend einfordern oder Euren Verein abmahnen. Das kann richtig teuer werden.

Außerdem kann jeder Bilder in die kostenlosen Bilddatenbanken hochladen – auch „geklaute“, deren Nutzungsrechte nie erworben wurden. Oder Fotos, auf denen Personen abgebildet sind, die nie ihre Einwilligung gegeben haben. Hier gilt nämlich noch ein weiteres Fotorecht: Das Recht am eigenen Bild ist in §§ 22 und 23 Kunsturhebergesetz (KunsturhG) geregelt. Bei Personenfotos können also sowohl Fotografen und auch die abgebildeten Personen ihre Rechte einfordern.

Saubere Verträge und Lizenzbedingungen und deren Dokumentation sind bei der Bildbeschaffung wichtig

Kostenpflichtige Bildagenturen kümmern sich um Nutzungsverträge mit den Fotografen. Und auch darum, dass abgebildete Personen auf Fotos ihre Einwilligung gegeben haben. Beim bezahlten Download habt Ihr ebenso einen Vertrag mit dem Stockanbieter, indem Ihr die Lizenz- und Nutzungsbedingungen akzeptiert.

Fehlen diese Verträge, gibt es auch keine Vereinbarung zwischen Urheber, Agentur und Nutzer. Eine Überprüfung der Bilder beim Upload in die kostenlosen Bilddatenbanken findet nicht statt. Keiner legt fest, ob und wie der Nutzer das Bild genau einsetzen darf. Und das fällt dann vielen auf die Füße.

Anders bei kostenpflichtigen Bildagenturen: Kommt es hier – trotz sorgfältiger Prüfung seitens der Agentur – zu Streitigkeiten mit dem Fotografen, könnt Ihr auf die Lizenzbedingungen verweisen und habt eine rechtliche Grundlage. Zudem unterstützt Euch die Bildagentur bei Auseinandersetzungen mit den Fotografen.

Beispiel Panthermedia: Kostenpflichtige Bilddatenbanken sorgen dafür, dass die auf den Bildern abgebildeten Personen ein sogenanntes Modelrelease unterschrieben haben und damit der Veröffentlichung ihrer Person zustimmen.
Quelle: Panthermedia

Mein Tipp: Lieber die paar Euro für ein Bild ausgeben und dem Verein eine Abmahnung ersparen. Oder, noch besser: Eigene Bilder verwenden. Baut Euch eine eigene Bilddatenbank auf, so habt Ihr immer einen Pool an Bildern, die Ihr verwenden könnt.


2. Zeitfressende Suche und dann nur ein Kompromiss?

Was nichts kostet, hat meistens keine gute Qualität. Und damit meine ich nicht mal die der Bilder, sondern die Recherchemöglichkeiten in den kostenlosen Bilddatenbanken.

Meistens kann man zwar einige Schlagworte eingeben, doch die umfassende Suche, die kostenpflichtige Bildagenturen bieten, fehlt hier. Bei „Unsplash“ lassen sich als Suchkriterien nur mal Farbe und Format auswählen. Normalerweise kann ich angeben, ob auf dem Bild eine oder mehrere Personen sein sollen, oder auch Personengruppen. Oder ich kann definieren, welches Alter die Personen haben sollen, Mann oder Frau, Familien, … – also eine viel größere Bandbreite als bei kostenlosen Bildatenbankten. Je nachdem, in welcher Bildagentur man recherchiert, sind die Suchkriterien sehr umfangreich.

Überlegt man sich dann, wie lange man sitzt, um ein wirklich passendes Bild zu suchen, machen sich die paar Euro schnell bezahlt.

Ein weiterer Aspekt ist, dass die meisten kostenlosen Bilddatenbanken viel – sehr viel – Material aus den USA und Asien anbieten. Das passt nicht immer zu unserem deutschen Vereinsleben.

Nicht nur das Bildmotiv ist wichtig! Neben dem Bildinhalt sollte unbedingt auf die passende Bildstimmung, also Licht, Perspektive, Schärfe/Unschärfe, Farbräume, etc. geachtet werden.

Die qualifizierte Suche nach Bildstilen ist in kostenlosen Bildagenturen fast unmöglich. Je mehr Suchkriterien man eingibt, desto unbrauchbarer ist das Ergebnis.

Ergebnisse bei der Suche nach „München“ bei Unsplash: Die Suchfunktionen sind nicht sehr komfortabel. Und: Schon wieder verstößt man hier gegen Fotorechte: Diesmal das Urheberrecht an Gebäuden. Zum Beispiel darf in der BMW-Welt fotografiert werden, die Bilder dürfen jedoch nicht veröffentlicht werden. Das gilt teilweise auch für Gebäude der Schlösser- und Seenverwaltung oder für den Olympiapark. Und bei anderen öffentlichen Gebäuden zählt, ob es vom öffentlichen Grund aus aufgenommen wurde oder auf dem Grund des Besitzers.
Quelle: Unsplash
Umfangreiche Suchmöglichkeiten bei iStockphoto: Hier werden z.B. kritische Bilder, wie rechts unten die Biergartenszene nur für redaktionelle Veröffentlichung freigegeben, weil wahrscheinlich für den werblichen Einsatz kein Modelrelease vorliegt.
Quelle: iStockPhoto

3. Findet man authentische und zueinander passende Bilder?

In Bilddatenbanken wird das reingepumpt, was gerade angesagt ist. Cleane Bilder im Instagram Look, gestylte Motive, heile schöne Welt, die meistens so gar nicht unserem Vereinsleben entspricht. Für die Kommunikation und Außenwirkung Eures Vereins, solltet Ihr authentische Bilder verwenden, die den Werten Eures Vereinslebens entsprechen. Zum Thema Werte hat übrigens Anja einen super Blogbeitrag geschrieben.

Macht Euch also Gedanken, welche Werte Euer Verein nach außen hin vertritt und wie der entsprechende Bildstil dazu aussieht. Haltet dies in einer Checkliste fest, die Ihr dann bei der Bildauswahl einsetzt.

In kostenlosen Bilddatenbanken ist es schwer, authentische Bilder zu finden, die das wirkliche Leben abbilden, das wir als Verein zeigen wollen. Noch schwieriger wird die Suche nach Bilderreihen, also Bilder, die zueinander passen. Authentischer wirken hier einfach eigene Fotos. Die bringen das Vereinsleben und die Vereinsziele viel besser rüber, als Fotos aus Fotodatenbanken. Sie repräsentieren Euren Verein und Euch so wie Ihr seid und wahrgenommen werden wollt. Und je kreativer die Bildinhalte fotografiert werden, desto mehr Aufmerksamkeit erreicht Ihr mit Euren Fotobotschaften.

Wichtiger als die Kosten für ein Bild sollte immer sein, was es aussagt. Was beim Betrachter ankommt. Welche Botschaft es transportieren soll.

Darum mein Tipp:

Fotografiert so viel Ihr könnt. Auf Mitgliedertreffen, zuhause, unterwegs beim Spaziergang, im Alltag, im Urlaub. Eigentlich warten überall spannende Motive. Und: Möglichst viele Eurer Vereinsmitglieder sollten zum Smartphone und zur Kamera greifen. Denkt dabei an Projekte, Geschichten und Themen, die Ihr künftig „bebildern“ wollt oder müsst. Nutzt einen einfachen Workflow, um die Bilder auf eine Cloud oder ein Verzeichnis auf dem Vereinsserver hochzuladen. Auf das sollten dann all diejenigen Zugriff haben, die mit Bildern arbeiten, zum Beispiel für Social Media, die Website, den Blog oder andere Marketingaktionen.


Fazit: Bilder sind mehr als Kostenaspekte

Bilder sind in erster Linie kein Kostenfaktor, sondern übermitteln Botschaften und Informationen. Und zwar schneller als Text. Erst wenn uns das Bild interessiert, lesen wir den Text dazu. Und diese Entscheidung trifft allein unser Unterbewusstsein.

Das heißt: Ob ein Bild Kosten verursacht oder nicht, ist eigentlich nicht wichtig. Vielmehr solltet Ihr Euch die Frage stellen: Erfüllt das Bild seine Aufgabe? Zum Beispiel: Lädt es zum Lesen eines Textes ein? Macht es Neugierig auf den Blogbeitrag? Animiert es zum Download eines eBooks oder Infomaterials. Oder zum Ansehen eines Videos? Repräsentiert es Eure Vereinsarbeit und Eure Werte?Macht es die Menschen auf Eure Vereinsarbeit aufmerksam? Gewinnt Ihr dadurch Spenden oder Förderer?